Nachdem ich in einem Vortrag auf der GOR 2007 (pdf zur Konferenz, abstract auf Seite 109) bereits in einer Analyse typischer Fehler und Probleme Minimalstandards für die journalistische Internetrecherche gefordert habe, habe ich diese im verganenen Jahr geringfügig modifiziert
Eine Studie des Magazins Nature zum Wissenschaftsjournalismus zeigt: Ressorts werden geschlossen, Stellen gestrichen. Dafür werden Blogs immer wichtiger - und was ist mit der Qualität?
Holtzbrincks Zoomer ist ja schon Geschichte. Augsteins Freitag dagegen hat gerade erst so richtig neu begonnen, inzwischen aber schon Ärger mit seinen Bloggern. Was auf den ersten Blick nur nach technischen Unzulänglichkeiten einer Anlaufphase aussieht, könnte ein tief reichendes Kulturproblem sein und das gesamte Projekt in Gefahr bringen.
Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ist bei Nichols und McChesney konstitutiv an die Politik geknüpft. Sie habe durch Gesetze und Subventionen dafür zu sorgen, dass landesweit jede Region mit qualitativ hochwertigem Journalismus versorgt werde. Als Voraussetzung jeglicher Art politischer Intervention sehen die Autoren die Einsicht, dass es sich beim Journalismus, ähnlich wie etwa bei der Bildung, um ein öffentliches Gut handelt und der Staat letzten Endes die Verantwortung dafür trägt, dass die zur Herstellung dieses Gutes benötigten Ressourcen vorhanden sind. Sich nur auf kommerzielle Interessen, den „freien“ Markt und den einen oder anderen philantropischen Mäzen zu verlassen, ist fatal – das haben die letzten Jahre gezeigt.
Das Verschwinden der Zeitung? : Internationale Trends und medienpolitische Problemfelder ; Studie / Stephan Weichert ; Leif Kramp. - Berlin : Stabsabt. der Friedrich-Ebert-Stiftung, 2009. - 120 S. = 1,4 MB PDF-File. - (Medien- und Technologiepolitik)
Electronic ed.: Berlin ; Bonn : FES, 2009
ISBN 978-3-86872-038-9
Auf den Titelseiten prangen nackte Frauen, im Innern der Boulevardpresse und (nicht nur) der bunten Zeitschriften wird das Privatleben der Politiker minutiös beleuchtet, wir lesen die SMS des finnischen Außenministers an eine Prostituierte mit oder schauen einem deutschen Minister beim Planschen im Pool mit der Geliebten zu. Ungezügelter Sex, rohe Gewalt und aufgeschlitzte Körper beleben jede durchschnittliche Arztserie. Wenn man da noch auffallen will, muss man schon ein Buch über weibliche Körperöffnungen schreiben (als Frau). Grenzen scheint es nicht zu geben in europäischen Medien, alles geht, je härter, desto besser, kein Thema zu intim, um nicht in die Öffentlichkeit gezerrt zu werden. Immer wieder herbeigeredet, oft beklagt: die tabulose Gesellschaft, in der jedes Thema angefasst werden darf, kein Verhalten mehr obszön, unberührbar erscheint.
Gerade unter dem Eindruck der raschen gesellschaftlichen Aneignung neuer Medien wird vielfach eine Renaissance der Gegenöffentlichkeit und eine digitale Fortführung alternativer Kommunikation postuliert (vgl. Wimmer 2007). Neben den unzähligen Diskussionsforen, virtuellen Archiven, Mailinglisten etc. bietet aktuell insbesondere der partizipative Journalismus im Internet anscheinend eine Plattform grenzenloser Meinungsäußerung. Trotz reger Forschung liegen allerdings so gut wie keine empirischen Befunde darüber vor, in welchem Ausmaß sich hier gegenöffentliche Foren konstituieren können.
Ein Beruf, das sei jene Spezialisierung und Kombination von Leistungen einer Person, die ihr eine kontinuierliche Erwerbschance bieten, so Max Webers berühmte Definition. Seitdem Journalismus zu einem Beruf geworden ist, erwarten Journalisten, mit ihrer Tätigkeit ein Auskommen zu finden. Ihre Gewerkschaften haben sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass das bei Festanstellung gesichert ist. Als freier Beruf dagegen ist Journalismus seit jeher verbunden mit besonderen Risiken wie schwankender Auftragslage, Krankheit und Alter, aber auch mit besonderen Verdienstmöglichkeiten. Freie Journalisten mit überragenden Fähigkeiten wie Heinrich Heine oder Joseph Roth haben zeitweilig von fürstlichen Honoraren ein Luxusleben geführt, dann aber auch wieder am Hungertuch genagt.
Der Journalistenberuf bildet einen zentralen Bestandteil des Objektbereichs der Journalismusforschung. Wollte man das Verhältnis der Forschung zu diesem speziellen Gegenstand schön zeichnen, müsste man nur kurz und knapp – und völlig korrekt – herausstellen: Die empirische Journalismusforschung der jungen Publizistik- und Kommunikationswissenschaft startete in den 1950er Jahren mit Berufsstudien. Allein für die Zeit von 1945 bis 1990 hat Frank Böckelmann in seiner großen Forschungssynopse über 700 Studien aufgelistet, die sich mit dem Thema „Journalismus als Beruf“ beschäftigen. Und in jüngerer Zeit sind wieder verstärkt Untersuchungen zu beobachten, die sich mit Veränderungen des Journalistenberufs auseinandersetzen. Ein genauerer Blick auf die Entwicklung der Forschung aber zeigt, dass dieses Verhältnis längst nicht so unproblematisch ist, wie es zunächst den Anschein haben mag. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Wer informiert uns morgen, wer macht in Zukunft unsere Medien? Sind es nach wie vor professionelle Journalisten? Übernehmen Blogger diese Rolle? Oder informieren wir uns – als so genannte Bürgerjournalisten – alle gegenseitig? Gespräche mit Chefredakteuren, Verlegern und Journalisten sowie Ausbildern in Europa und den USA lassen vermuten: Journalisten braucht es auch in Zukunft. Die journalistische Arbeit wird sich zwar verändern und neue Funktionen werden entstehen. Doch die Kernaufgaben – kritisches Denken, kreatives Erzählen, gutes Schreiben – bleiben zentral oder gewinnen sogar noch an Bedeutung.
Auch der Wissenschaftsjournalismus leidet unter der Krise der klassischen Medien. Dabei bot er zuletzt häufig nicht mehr als Verlautbarungs-Bleiwüsten und den Hang zur übereinfachen Antwort. Im Netz könnte er sich im Dialog mit bloggenden Wissenschaftlern neu erfinden – wäre da nicht das große Desinteresse vieler deutscher Forscher.
Reportagen und Porträts lassen sich im Internet dank Audio-Slideshow besonders emotional und persönlich erzählen. Videos und Bildergalerien waren lange die Favoriten in den Onlineredaktionen. Doch langsam etabliert sich die Audio-Slideshow im journalistischen Alltag - auch wenn sie pro Leser nur einen Klick bringt